Genug gespitzelt im Magdeburger Kroatenweg

Bürger besetzen STASI-Verwaltung

Mit der Öffnung der Grenze am 9. November 1989 war der erste Schritt in Richtung Freiheit getan.
Der Geheimdienst der DDR, die Staatssicherheit, war jedoch weiterhin aktiv.

Die Demonstrationen gingen weiter. Die Wut und der Unmut der Bürger richtete sich jetzt vor allem gegen das Spitzelsystem des DDR-Regimes. Am 5. Dezember wurde die Stasi-Verwaltung in Magdeburg besetzt. Am gleichen Tag gründete sich das Bürgerkomitee. Bis zur endgültigen Auflösung sollte es jedoch noch ein langer Weg werden.

Das Misstrauen war groß. Denn es gab nicht nur die hauptamtlichen Mitarbeiter der Staatssicherheit.
Jedoch waren es die „Offiziellen“, die ein weitmaschiges Spitzelnetz führten, das sie über die Jahre in allen Betrieben und Institutionen des öffentlichen Lebens installiert hatten. Jeder konnte ein Spitzel gewesen sein. Die Menschen wollten endlich Klarheit. Diese konnten sie jedoch nur über die Akten erlangen.

Die STASI-Zentrale im Magdeburger Kroatenweg war ein Bollwerk und gesichert wie ein Gefängnis. Ein weitläufiges Areal, das zuvor niemand betreten hatte, geschweige denn, dass sich jemand in den vielen Gebäuden auskannte. Vor dem Tor begehrte das Volk Einlass, drinnen war man hektisch damit beschäftigt, Akten zu schreddern oder zu verbringen.

Weitere Einrichtungen der Magdeburger STASI befanden sich am Moritzplatz (STASI-Gefängnis) und zwischen Hohepfortestraße / Walter-Rathenau-Straße. Das Gebäude beherbergte später das erste Arbeitsamt in Magdeburg.

Während drinnen das Bürgerkomitee auf einer Pressekonferenz einen Bericht über den Stand der Auflösung der STASI entgegennahm, wurden auf dem Innenhof vermutlich immer noch Unterlagen verladen.
Zu sehen sind ein LKW und Rotarmisten, die den Abtransport sicherten.

Auf der Pressekonferenz war ein niederländisches TV-Team zugegen, dass über die STASI-Auflösung berichtete.

Die Fotos entstanden Ende April 1990 –
© by Wenzel Oschington

Wird fortgesetzt …

*