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Warten auf den nächsten Tag
In einem kleinen Hotelzimmer, in einer Ecke, sitzen Jugendliche um einen Tisch. Ihre Gesichter abgewandt, den Blick nach unten gerichtet, keine Kommunikation mit dem Betrachter suchend. Eine Kanne, drei Tassen und ein Buch sind zu erkennen. Die Betten, die sich rechts und links ins Bild zwängen, lassen förmlich die Enge des Raumes spüren.
Die Fotodokumentation, ein Festivalbeitrag der diesjährigen 48 Stunden Neukölln , zeigt minderjährige Flüchtlinge. „Die Fluchtroute vieler afghanischer Flüchtlinge, die über Syrien und Marokko nach Frankreich kommen, führt von Paris nach Köln“, berichtet Julius Matuschik. Wenn die Bundespolizei in Aachen, kurz hinter der belgischen Grenze, durch den Zug geht, ist Schluss.
Zusammen mit seinem Kommilitonen Sebastian Cunitz hat Matuschik eine Flüchtlingsunterkunft in Aachen besucht. Das Portrait der Flüchtlinge zeigt ihren beengten Lebensraum, die zermürbende Langeweile, weil einfach nichts passiert.
„Es geht darum, durch Briefe und Fotos der Flüchtlinge auf ihre Situation aufmerksam zu machen, ihnen eine Stimme zu geben“, so Matuschik. Da Minderjährige nicht unter das Asylrecht fallen haben sie ein Bleiberecht bis zum 18. Geburtstag, werden aber in der Gemeinde untergebracht, in der sie aufgegriffen wurden. „Weil es in Aachen mittlerweile so viele gibt und die Asylunterkünfte zu voll sind, werden die Jugendlichen in Hotels untergebracht“.
In ihren Briefen äußern sie Gedanken über Gastfreundschaft, stellen Vergleiche an. „Leider ist es in Deutschland so, dass man ihnen das Gefühl vermittelt, nicht willkommen zu sein und dass, obwohl gerade sie Schutz benötigen“.
Die Studenten wollen mit ihrem Projekt in weitere Flüchtlingsheime und -unterkünfte fahren und berichten. Für sie wird das Schicksal der Flüchtlinge in Deutschland zu selten in den Medien thematisiert.
Auszug aus einem Brief: „Alle Menschen sind Teile eines Körpers , der aus dem gleichen Schatz erschaffen wurde. Wenn das Schicksal einem Teil davon Schmerz zufügt, können die anderén Körperteils dies nicht ignorieren.“
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