1990 – Freiheit, Goldgräberstimmung und riesige Chancen

Das Glück im Osten machen

Nachdem wir die neugewonnene Freiheit ausprobiert und uns im anderen Deutschland umgeschaut hatten – und die meisten Ossis (die wir nun mal waren) sind wieder heim gefahren, begannen nunmehr die Wessis die Noch-DDR zu „erobern“.
So wie für uns der Westen, war auch für Wessis der östliche Teil Deutschlands pures Neuland.

Ein Land, in Auflösung begriffen, teilweise gesetzlos, lag da und wollte einfach nur erobert werden. Was nun folgte ist vergleichbar mit dem Goldrausch am Klondike 1896. Geschäftemacher witterten ihre Chance und fielen ein. Fliegende Händler boten ihre Waren auf Straßen und Plätzen an. Wer nicht in harter D-Mark zahlen konnte, und das waren die wenigstens, konnte seine Alu-Chips (Ost-Mark) zum Kurs für 1:4 bis 1:10 „umrubeln“.

Geld war genug vorhanden, woran es bisher gefehlt hatte, war das Angebot. Was im Kapitalismus zählt sind Angebot und Nachfrage – und letztere sollte nun endlich befriedigt werden.
Wie erreicht man die Leute besser, als wenn man ihre ureigensten Bedürfnisse bedient?
So geschehen Anfang Februar 1990. Halb Magdeburg schien auf den Beinen zu sein. Nein, keine Demonstration. Diesmal huldigte man dem Gerstensaft.
Die Feldschlösschen Brauerei aus dem niedersächsischen Braunschweig lud am 3. Februar 1990 zum Volksfest. Fassweise war das Bier herangekarrt wurden. Die Brandenburger Straße zwischen
Wilhelm-Pieck-Allee (heute Ernst-Reuter-Allee) und Schweriner Straße glich einer Partymeile.

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