Einführung der Gesundheitskarte für Geflüchtete – jetzt!

Gesundheit für alle!

BILDTITEL

Die Nase läuft, Schmerzen und Fieber. In der nasskalten Jahreszeit haben grippale Infekte Hochsaison. Während die meisten Menschen in Deutschland schnell und unkompliziert einen Arzt ihres Vertrauens aufsuchen können, bleibt Asylbewerbern dieser Weg zunächst versperrt.
Denn für den Arztbesuch ist es notwendig beim zuständigen Sozialamt einen Behandlungsschein zu beantragen. Dort entscheidet in der Regel kein Arzt darüber, ob eine Erkrankung einer Behandlung bedarf, sondern medizinisch nicht ausgebildete Verwaltungsfachkräfte. Bis der für einen Arztbesuch notwendige Behandlungsschein, der dem behandelnden Arzt auch als Abrechnungsschein mit dem Sozialamt dient, ausgestellt wird, können in manchen Fällen mehrere Wochen vergehen.
Erhält der Asylbewerber nach der Untersuchung beim Hausarzt einen Überweisungsschein zum Facharzt, startet der Vorgang von vorne. Jeder Arztbesuch muss je nach Sozialamt einzeln beantragt werden.

Im Rahmen des Aktionstags der ostdeutschen MediNetze Halle, Jena und Leipzig machte die Menschenrechtsinitiative MediNetz Magdeburg e.V. am Freitag mit einem Infostand am Allee-Center auf die mangelhafte Gesundheitsversorgung Geflüchteter aufmerksam.

Den Behörden-Hürdenlauf bekommt auch der Syrer Adnan (Name geändert) zu spüren. Adnan, der zu erblinden droht, bemüht sich schon seit einigen Wochen um einen Behandlungsschein. Am Freitag wurde er beim Magdeburger Sozialamt wieder weggeschickt. Die Schlange war einfach zu lang. „Selbst der Sachbearbeiterin standen Tränen in den Augen, doch die Leute sind einfach überfordert“, berichtet eine MediNetz Mitstreiterin, die Adnan zum Magdeburger Sozialamt begleitet hatte.

Aus diesem Grund fordern Bündnis 90/ Die Grünen im Magdeburger Landtag, endlich die Einführung einer Gesundheitskarte.
Sören Herbst , Landtagsabgeorneter (Bündnis 90/ Die Grünen) dazu:


„„Die Landesregierung von Ministerpräsident Reiner Haseloff verschleppt die Einführung der Gesundheitskarte aus ideologischen Gründen. Sie nimmt damit eine weiterhin mangelhafte Gesundheitsversorgung und potentiell die Verschlechterung des Gesundheitszustandes Geflüchteter in Sachsen-Anhalt in Kauf – obwohl eine Verbesserung umsetzbar wäre.“

Bereits im Dezember 2014 brachten die Bündnisgrünen einen Antrag auf Einführung einer Gesundheitskarte ein. Seitdem schieben die Koalitionsfraktionen sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Herbst nennt es ein „Trauerspiel auf dem Rücken Geflüchteter. Dies muss ein Ende haben.“

Text: Anna Gramm
Fotos: Wenzel Oschington

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