Beileidsbekundungen sind out
Deutschland im September 2013.
Ein verregneter Tag. Gegen Mittag bequemt sich Werner endlich das Bett zu verlassen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück – über den Sender flimmert nebenbei der Presseclub mit einem Abgesang auf die FDP – beschließt er, Jule anzurufen.
„Kennst du eigentlich den Unterschied zwischen FDP und Titanic? Von der Titanic spricht man heute noch – die FDP wird bald vergessen sein.“ Jule lacht laut los. Werner ebenfalls.
„Warten wir es ab, die Bundestags-Wahl wird ihr Waterloo“, ist Werner sich sicher.
„Eigentlich hat es so ein stolzes Schiff nicht verdient, mit solch einem Äppelkahn verglichen zu werden. Was kann die FDP noch anbieten? Haben versäumt, das faule Obst über Bord zu werfen. Nun ist es zu spät“, witzelt Jule.
Und Werner legt noch Einen oben drauf: „Genau. Mittlerweile hat die FDP weniger Sympathisanten als damals Passagiere auf der Titanic waren, sagt mein Vater. Der Weg in die Katastrophe hat sich klar abgezeichnet. Mehr Schein als Sein und hoch hinaus wollten sie, sagt er. Doch auch hier gilt: Hochmut kommt vor dem Fall.
Guidomobil und Container, 18 Prozent, was für ein Größenwahn! Der Realität entrückt mussten die Leute ja den Halt unter den Füßen verlieren.
Das eiskalte Wasser des realen Lebens holt sie jetzt zurück. Recht hat er!“
Eine wahre Ernüchterung für alle FDPler. Doch zu spät. Die Rettungsboote sind weg. Ohne die FDP. Bereits in fünf Landtagswahlen!
„Bei uns auf Arbeit werden schon Wetten abgeschlossen. Mal sehen, wie lange die noch schwimmen, bevor sie ganz absaufen.“
„Ich sag dir was Jule, der Partei droht der (Ab)Sturz in die Bedeutungslosigkeit. Nach dem die Blau-Gelben in Sachsen-Anhalt, Bremen sowie Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und nun auch in Bayern keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen haben, und selbst in Hamburg , Baden-Württemberg und Niedersachsen nur mit einem hauchdünnen Stimmenanteil den Wiedereinzug schafften, hoffe ich, dass die bei der Bundestags-Wahl endgültig scheitern. Dann sind die fetten Zeiten für diese Brüder vorbei.
Die Kollision mit dem Eisberg liegt schon länger zurück. Als der ehemalige Käpt’n Guido die „Spätrömische Dekadenz“ ins Spiel brachte, ahnte er nicht, dass die Sache auf ihn und seine Partei zurückfallen würde. Von da an geriet der Kahn in Schlagseite.
„Der Lieferservice der FDP hat bekanntlich auch nicht funktioniert, sagt mein Vater. Die haben den Mund zu voll genommen. Nicht mal ne‘ Pizza können die ausliefern. Vom Regieren ganz zu schweigen.“
Werner grinst über beide Backen. Schade, dass Jule es nicht sehen kann. „Mein Vater meint, und der traut den Politikern schon lange nicht mehr, die selbst ernannten Verfechter des Liberalismus haben endgültig abgewirtschaftet. Die heiß angepriesenen Steuergeschenke lassen sich nicht durchsetzen.
Mit Schuldzuweisungen in alle möglichen Richtungen versucht man krampfhaft von den eigenen Fehlern in Sachen Krisenmanagement abzulenken. Ganz zu schweigen davon, dass das Handeln bzw. Nichthandeln bei der Zähmung der Finanzmärkte – schließlich hat man sich und seinem Klientel gegenüber Verpflichtungen – erst zu diesem Disaster geführt hat.“
„Und machen wir uns doch mal nichts vor. Woher rekrutiert sich die FDP in der Hauptsache? Meine Oma sagt, und die ist mit ihren 87 Jahren noch ganz gut beisammen, hat den Weltkrieg und zwei Diktaturen erlebt, dass es Unternehmer sind. Die sind einer möglichen politischen Karriere zwar nicht abgeneigt, sehen die Regierungsarbeit jedoch vor allem darin, die politischen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sie ihnen, ihren Firmen, ihren Familienbetrieben, den Freunden und Klienten nutzen.“
„Sag ich doch auch Jule! Die FDP betreibt vor allem Lobbyarbeit für sich und ihres Gleichen.
Der Gerechtigkeit halber, in den anderen Parteien sieht es nicht wesentlich anders aus, das liegt schließlich in der Sache der Natur.“
„Oma meint, wir bräuchten denen keine Träne nach heulen. So ist das im Leben. Beerdigt und Grabstein drauf. Lass dir mal den Sekt schmecken. Ich schwinge jetzt das Bügeleisen.“
„Das werde ich, ganz bestimmt. Bis später.“