„…das Auto als Ausdruck des unaufhaltsamen Fortschrittes“

Sportwagen made in Oschersleben   II.

Kaiser Stromlinienwagen aus Oschersleben

Oschersleben, 09.03. 2014
Zurück in Oscherleben gründete Kaiser Anfang der 30er Jahre in der Moltkestrasse 7/9 (heute Hermann-Krebs-Strasse) die Kaiser Fahrzeugwerke. Auf dem Gelände des Karosserie- und Fahrzeugbau C. Schmidt mietete er Werkhallen an und begann mit der Produktion seiner stromlinienförmigen Dreiräder.
Der zweite Prototyp mit seinem Zyklopenauge an der Frontpartie und den Positionslämpchen an den Kotflügeln rief Erinnerungen an einen kleinen Zeppelin hervor.

Angetrieben wurde das Fahrzeug zunächst von 1-zylinder-Motorradmotoren. Dabei experimentierte Kaiser noch mit Zwei- oder Viertaktern, die wasser- oder gebläsegekühlt waren.
Der Hubraum reichte von 200 bis 600 ccm mit bis zu 20 PS. Den zweitaktenden DKW-Motoren wurde später der Vorzug gegeben.

Gegenüber dem ersten Prototypen saßen Fahrer und Beifahrer nun nebeneinander in der selbsttragenden, mit Stahlrohr verstärkten Sperrholzcarosserie.
Der Motor befand sich über dem Hinterrad und war durch eine luftdurchlässige, korbartige Abdeckung geschützt.

Das Fahrzeuge (3,60 m lang und 1,85 m breit ) erreichte – je nach Motorisierung – eine Höchstgeschwindigkeit zwischen 80 und 120 km/h.
Mit 230 bis 265 kg war es sehr leicht, woraus sich ein gutes Leistungsverhältnis ergab.

Angeboten wurde der „Kaiser“ für 980 Reichsmark, was gegenüber der Konkurrenz seinerzeit eher als billig galt. Nachdem in verschiedenen Fachzeitschriften über das sportlich aussehende und schnelle Gefährt berichtet wurde, wuchs das Interesse an dem in Oschersleben gebauten Dreirad.

Kaiser Stromlinienwagen aus Oschersleben

Welchen Symbolwert das Automobil in jener Zeit hatte, ist Beitrag der Zeitschrift „Motor und Sport“ von 1933 ( Heft 6, S.16f. ) zu lesen.

Darin wird das Auto als Ausdruck des unaufhaltsamen Fortschrittes beziehungsweise als Symbol für die „Idee“ des Fortschritts dargestellt, wobei Idee hier offensichtlich verstanden wurde als eine Art Zeitgeist und als historisch vorwärts drängende Kraft:
„Denn der Geist der Zeit schaut weiter als der kleine Geist des Menschen. Die Idee des Kraftfahrzeuges war eine umwälzende und das Gesicht unserer Kultur merklich beeinflussende Tatsache […]
Denn auch du, Leser, wirst einst Kraftfahrer sein, wirst es werden müssen, wenn du mit der Zeit Schritt halten willst.
Kraftfahrzeug und Idee sind in ständiger Wechselwirkung zueinander. […]
Noch ist dieser Entwicklungsprozess lange nicht auf seinem Höhepunkt angelangt, noch ist manches ungetan, und schon richten sich die vorsorgenden weisen Blicke des Zeitgeistes neuen, bisher von der Gegenwart kaum geahnten Entwicklungsmöglichkeiten zu…“

Teil   III   lesen Sie demnächst.

*