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Der Kopf oder was nach den Haaren kommt
„Wir sind der Friseur mit Kunst für den Kopf“ – sagt Lucella über ihren Salon. Ja, sie hat ein Herz für die Kunst. Und das sieht man ihrem liebevoll eingerichteten Laden deutlich an. Beim Kunstfestival 48 Stunden Neukölln mischt Lucella Mannino schon seit Jahren mit. Unabhängig davon organisiert sie regelmäßig Kunstausstellungen und -Lesungen.
Da sich das Geschäft in zwei größere Räume unterteilt, hatten in diesem Jahr Hannah van Ginkel und Christian Winterstein die Möglichkeit, ihre Kunst zu präsentieren.
Text: Anna Gramm
Fotos: Wenzel Oschington
Lucella Mannino – Kunst für den Kopf – 48 h Neukölln
Lucella Mannino – Kunst für den Kopf – 48 h Neukölln
Lucella Mannino – Kunst für den Kopf – 48 h Neukölln
Hannah van Ginkel stellt mit sehr viel Feingefühl Collagen auf Leinwand her. Im Gespräch erzählt die sympathische Wahlberlinerin, dass die Ideen zum nächsten Bild meist spontan entstehen. Ihre Themen findet sie in allen gesellschaftlichen Bereichen.
Über ihr Schaffen sagt sie: „Ich beschäftige mich mit der Ambivalenz des menschlichen Daseins und mit der Frage: Wie will sich unsere Gesellschaft darstellen und was zeigt sich im Gegensatz dazu in unserer alltäglichen Realität?“
Hannah van Ginkel – Collagen auf Leinwand – 48 h Neukölln
Hannah van Ginkel – Collagen auf Leinwand – 48 h Neukölln
Hannah van Ginkel – Collagen auf Leinwand – 48 h Neukölln
Christian Winterstein widmet sein Projekt den Eheleuten Otto und Elise Hampel. Zwischen 1940 und 1942 haben die beiden Postkarten und Flugschriften gegen Hitler verbreitet. Auslöser für diese Aktionen war der Tod von Elfriedes Bruder 1940 an der Westfront. Mit dem Verlust des Bruders änderte sich ihre Einstellung zum Hitlerregime ganz radikal.
Über 200 Karten und Flugschriften mit Losungen wie „Alle helfen mit der Verbrecherischen Kriegs-Maschine ein Ende zubereiten!!! Wir müssen uns zur Wehr setzen!!!“ verteilte das Paar in den Hausfluren von Wohnhäusern im Wedding, wo sie zu Hause waren, in Charlottenburg, Schöneberg und Kreuzberg mit der Hoffnung, dass sie weitergegeben werden und die Bevölkerung aufrütteln.
Obwohl fast alle Karten von den Findern sofort bei der Polizei abgegeben wurden, dauerte es bis zur Festnahme der Eheleute Hampel zwei Jahre. Am Nollendorfplatz wurden sie festgenommen, nachdem sie eine Anwohnerin denunziert hatte. Otto und Elise Hampel wurden durch das Fallbeil hingerichtet.
Wem diese Geschichte bekannt vorkommt, der hat möglicherweise den Fallada-Roman „Jeder stirbt für sich allein“ gelesen.
Hannah van Ginkel und Christian Winterstein im Kunstraum Lucella Mannino ist ein Beitrag zum Kunsfestival 48 Stunden Neukölln