Torsten Lamprecht – ein Opfer rechter Gewalt in Magdeburg

Gedenken an „Lampe“

Eigentlich wollten sie nur feiern. Eine Gruppe Punks trifft sich am 9. Mai 1992 in ihrem Stammlokal „Elbterassen“ in Magdeburg Cracau zur Geburtstagsparty. Von der Veranstaltung haben Magdeburger Neonazis Wind bekommen, organisieren sich Verstärkung aus Niedersachsen. 60 Rechtsradikale stürmen in den späten Abendstunden die Gaststätte, schlagen mit Baseballschlägern und Eisenstangen auf die Feiernden ein.
Das Makabere an der Sache: in unmittelbarer Nähe befinden sich Polizeikräfte in Bereitschaft. Nach Einschätzung der Lage beschließen sie nicht einzugreifen und stattdessen auf Verstärkung zu warten. Währenddessen tobt die „Schlacht“ auf den Elbterassen weiter. Das Ergebnis: acht Schwerverletzte. Einer von ihnen, Torsten Lamprecht, stirbt zwei Tage später an seinen schweren Kopfverletzungen.
Torsten Lamprecht wird 23 Jahre alt.

Aus Anlass seines Todestages versammelten sich am gestrigen Montag Gleichgesinnte und ehemalige Freunde an Torsten Lamprechts Grab, legten Blumen nieder und erinnerten an jenen Tag im Mai 1992.

Anmerkung:
Anfang der 90er Jahre war ich selbst in Magdeburg, hatte gute Kontakte zur Punkszene und zum Jugendclubzentrum „Knast“ (ehemaliger Stasiknast am Moritzplatz, Treffpunkt der Punks). So war ich auch am 16. Mai 1992 dabei, als mehrere tausend Magdeburger in einem Trauermarsch Torsten Lamprecht die letzte Ehre erwiesen.

Dass dieses Ereignis kein Einzelfall war und ist, sondern zu einer ganzen Reihe von rechtsextremistischen Übergriffen in Magdeburg zählt, das belegen zahlreiche Gewalttaten rechtsradikaler Gesinnung, die in den Folgejahren in Magdeburg verübt werden.
In diese Statistik reihen sich unter anderem die sogenannten Magdeburger Himmelfahrtskrawalle (12 Mai. 1994), sowie die Ermordung Frank Böttchers an der Straßenbahn-Endstelle Magdeburg-Neu-Olvenstedt am 8. Februar 1997 ein.
Wenngleich von Seiten der Strafverfolgungsbehörden immer wieder versucht wird, keinen rechtsextremen Hintergrund zu sehen.
Durch die Schönung von Statistiken ist dem Problem jedoch nicht beizukommen. Es ist notwendig, das Kind beim Namen zu nennen.
Aus diesem Grund: Wehret den Anfängen!

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