Emil: „Also in letzter Zeit gehen mir die Zweibeiner ganz schön auf den Zeiger. Ständig erzählen sie von der Wahl. Wahl hier, Wahl da – also langsam reicht es. Was ist das überhaupt für eine Wahl?“
Froschi: „Die Wahl haben wir doch alle! Mal sagen wir ja, mal neeee.“
Mietzi: „Das muss schon eine besondere Wahl sein. Jeden Tag erzählen die davon.“
Bruno: „Das heißt Landtagswahl, oder so. Habe ich gehört.“
Knuffi: „Ja, das ist schon ätzend mit den Zweibeinern, besonders, wenn sie unterschiedlicher Meinung sind. Heute Nacht bin ich heimlich an den Computer gegangen und habe ein wenig für uns im Internet geschmökert. Es geht um Politik. Da wird alles geregelt, was so im Land passiert. Und das machen dann u.a. auch Leute, die man Politiker nennt. Die werden dann alle paar Jahre von den Leuten gewählt.“
Mietzi: „Aber die denken doch bestimmt alle was anderes? Und wie soll ich denn die alle kennen lernen?“
Emil: „Du schon gar nicht, Mietzi. Du bist ein Spielzeug. Du darfst nicht wählen.“
Froschi: „Aber woher weiß ich denn, was die Politiker für eine Meinung haben?“
Knuffi: „Politiker organisieren sich in Parteien und jede hat ihr eigenes Wahlprogramm. Das können die Menschen lesen. Und dann wählen sie ihre Partei aus.“
Froschi: „Sind die Politiker auch diejenigen, die bestimmt haben, dass die Kinder in die Schule gehen müssen?“
Knuffi: „Ja. Die regieren auch für die Kinder. Und wisst ihr was? Heute Nacht habe ich mal nachgeschaut, was die Politiker sich für die Kinder ausgedacht haben. Wollt ihr wissen, was ich herausgefunden habe?“
Emil: „Klar wollen wir das wissen! Wird sicherlich viel ätzendes Zeug sein!“
Mietzi: „Die sagen doch immer: Kinder sind unsere Zukunft.“
Knuffi: „Das war vielleicht eine Nacht! Ziemlich anstrengend. Was die Zukunft betrifft, da sind sich alle einig, so hatte ich zumindest den Eindruck. Und die Politiker sind sich einig darüber, dass Bildung für ein Kind wichtig ist.“
Froschi: „Ich finde ja, Lernen soll Spaß machen.“
Knuffi: „Und genau hier fangen die Unterschiede an. Da gibt es zum Beispiel die Christlich Demokratische Union, kurz CDU. Die haben schon so eine komische Überschrift über ihrem Wahlprogramm: ‚Klare Verhältnisse – Keine Experimente‘.“
Emil: „Huh – das klingt sehr streng!“
Knuffi: „Warte ab, was die CDU noch so meint, Emil. „Der beste Unterricht für unsere Kinder heißt: fordern und fördern“
Froschi: „Da läuft es einem ja eiskalt den Buckel runter!“
Emil: „Jaja, bloß keine Experimente.“
Bruno: „Und die anderen Politiker? Was denken die?“
Knuffi: „Da gibt es eine Partei, die nennen sich BÜNDNIS 90/DIE GRÜNE. In ihrem Programm liest sich das schon viel freundlicher. ‚Eine neue Lernkultur, die auf jedes Kind individuell eingeht und das Lernen voneinander ermöglicht, fördert die Leistungsstarken ebenso wie die Leistungsschwachen‘.“
Mietzi: „Ja das klingt gut, da muss man als Kind nicht Angst haben, wenn man mal etwas nicht so gut wie die anderen kann.“
Froschi: „Und – gibt es noch mehr Meinungen?“
Knuffi: „Klar doch. Da wäre noch die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, kurz SPD. Die sagt: ‚Ziel unserer Schulpolitik ist es, jungen Menschen einen Rahmen zu schaffen, in dem sie sich ganzheitlich entwickeln, ihre Begabungen entfalten und Leistungen zeigen können‘.“
Emil: „Klingt erst einmal ungefährlich aber auch langweilig.“
Bruno: „Waren das jetzt alle?“
Knuffi: „Nein. Da wäre noch Die Linke. Die wünschen sich ‚Neugier, Kreativität und ein solidarisches Miteinander‘.“
Emil: „Kreativität – das gefällt mir, klingt nach Experimenten.“
Bruno: „Ja Emil, den ganzen Tag herum experimentieren, das würde dir gefallen. Aber die Kinder müssen doch auch gezielt etwas lernen. Vielleicht hat die CDU ja recht, wenn sie von ‚fordern und fördern‘ spricht.“
Emil: „Jaja, Bruno. Das entscheiden dann die Eltern ja dann mit ihrer Wahl der Parteien für die Kinder.“
Knuffi: „Ganztagsschule war bei allen ein Thema.“
Bruno: „Ist doch gut. Da kann man auch den Nachmittag mit seinen Schulfreunden verbringen, vielleicht auch gemeinsam lernen.“
Froschi: Ja, wenn die Parteien wollen, dass die Kinder etwas lernen, müssen natürlich auch genügend Lehrer vorhanden sein.“
Knuffi: „Danach habe ich auch in den Wahlprogrammen geschaut. Das muss man der CDU lassen. Was die Neueinstellung von Lehrern betrifft, hat sie eine klare Ansage gemacht: ‚für die Absicherung des Unterrichts im gegenwärtigen Umfang halten wir in jedem Schuljahr mindestens 600 junge Lehrerinnen und Lehrer für nötig‘.“
Froschi: „Jaja, die haben aber nur gesagt, dass sie das für nötig halten. Nicht dass sie die Lehrer auch einstellen wollen.“
Bruno: „Alles kann man wohl nicht versprechen. Aber sie haben zumindest einen Plan.“
Knuffi: „Bei der SPD liest sich das anders: ‚Zur Sicherung der Unterrichtsversorgung wollen wir dem Bildungsbereich ein festes Budget von Stellen und Personalmitteln bereitstellen, mit dem planbar und flexibel gearbeitet werden kann‘.“
Froschi: „Kaugummi… Und was sagen die Linken?“
Knuffi: „Die Linken sprechen von mindestens 14 300 benötigten Vollzeitstellen im aktiven Schuldienst. Sie wollen sich dafür einsetzen, dass dieser Stellenumfang im Landeshaushalt festgeschrieben wird.“
Mietzi: „Was ist eigentlich mit unseren ganz kleinen Freunden, die in Kinderkrippe oder –garten gehen?“
Knuffi: „Die SPD sagt: ‚Wir werden die Kita-Öffnungszeiten ausbauen und die Möglichkeit schaffen, die gesetzlich garantierte Betreuungszeit von bis zu zehn Stunden flexibel in Anspruch zu nehmen‘.“
Mietzi: „Klingt ein bisschen nach ‚Kinderverwahranstalt‘.“
Knuffi: „Die Grünen sagen: ‚Für uns sind Kitas auch Kinderstuben der Demokratie, in denen Kinder bei allen sie betreffenden Angelegenheiten mitentscheiden und -handeln‘. Und sie finden ‚Jede Familie soll sich einen Kitaplatz leisten können. Die Gebühren sind darum nach Einkommen zu staffeln und zu deckeln‘.“
Emil: „Das klingt gerecht.“
Knuffi: „Das mit der Demokratie sehen die Linken ähnlich: ‚Das Erleben eines demokratischen und sozialen Miteinanders beginnt in der Familie. Kitas unterstützen, begleiten und fördern diesen Prozess mit eigenen Formen der Beteiligung von Kindern an wichtigen Entscheidungen‘.“
Bruno: „Cool.“
Knuffi: „Und die CDU findet, dass ‚das pädagogisch wichtige letzte Kindergartenjahr vor der Einschulung elternbeitragsfrei gestellt werden‘ soll. Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass sich CDU, SPD, Grüne und Linke für das gemeinsame Lernen von Behinderten und Nichtbehinderten einsetzen.“
Emil: „Mir raucht schon der Schädel. Trotzdem eine Frage habe ich noch. Sind das alle Parteien, die zur Wahl stehen?“
Knuffi: „Nee, es gibt noch andere. Die haben aber nicht so umfangreiche Wahlprogramme und sich eher mit speziellen Themen auseinander gesetzt. Kleingarten, Tierschutz, Spaß beispielsweise. Ich könnte euch noch so viel erzählen, aber ich bin auch müde. Ich hoffe, dass die Wähler sich die Zeit nehmen und ausgiebig lesen. Es lohnt sich. Schließlich werden sie dann von den gewählten Politikern regiert.“
Mietzi: „Aber es ist gerade so interessant!“
Knuffi: „Mietzi, wir können doch weiter machen. Es gibt noch jede Menge in den Programmen zu lesen.“
Emil: „Ich bin dabei!“
Bruno: „Dass wir Stofftiere uns mal mit Politik befassen, wer hätte das gedacht!“
Froschi: „Was solche diskussionswütigen Zweibeiner doch so alles bewirken.“
Knuffi: „Psst! Da kommt jemand!“
Text: Anna Gramm
Fotos: Wenzel Oschington