SED Mitglieder fordern Antworten von ihrer Führung

Haltung statt Spaltung

Freitag, 10. November 1989
Auf der Autobahn A2 eine Schlange von Autos, die sich die Stoßstange an Stoßstange in Richtung Grenzübergangsstelle Marienborn bewegen. Freudentaumel auf dem Kuhdamm in Berlin. Bilder voll überschwänglicher Emotionen. Und ich hier in Magdeburg. Am liebsten würde ich mich in meinen Trabi setzen und losfahren.

Samstag, 11. November 1989
Vor der Parteizentrale Ecke Goethestraße / Gerhart-Hauptmann-Straße kommt es in den Nachmittagsstunden zu einer spontanen Versammlung.
Mehrere tausend SED-Mitglieder fordern von ihrer Führung Erklärungen und Stellungnahmen zum aktuellen Geschehen. Die Menschen sind verunsichert und irritiert. Viele fragen sich und die Parteileitung: Wie soll es jetzt weiter gehen.

Fehler werden eingeräumt, „jetzt gehe es darum, das verlorene Vertrauen zurück zu gewinnen“, so Werner Eberlein, 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Magdeburg. Auch von einer Reformierung der Partei ist die Rede.
Beifall für die Parteioberen. Aber auch kritische Stimmen sind zu vernehmen, die „Haltung statt Spatung“ fordern.

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